Fünf Tage ohne Nora
Cinco días sin Nora

Nora und José waren einmal ein verliebtes Paar. Nun sind sie ins Alter gekommen und seit 20 Jahren geschieden, wohnen aber gegenüber in derselben Strasse in Mexico City. Eines Tages findet José seine Ex-Frau tot in ihrem Bett: Ihr fünfzehnter Selbstmordversuch war erfolgreich. Vorher aber hat Nora noch alles für das anstehende Pessach-Fest vorbereitet und Verfügungen getroffen. So soll José ihre Beerdigung organisieren. Das ist leichter gesagt als getan, denn während des Pessach-Fests und am drauffolgenden Sabbat dürfen keine Beerdigungen stattfinden, und außerdem befindet sich der gemeinsame Sohn Rubén gerade im Ausland.

Also muss José fünf Tage im Appartement seiner Frau durchhalten, während der Rabbi-Schüler Moisés neben der unter Trockeneis gelegten Toten betet. Der Agnostiker José hat Nora im Verdacht, dass sie das Timing für ihren Freitod bewusst so gewählt hat, um auch nach ihrem Tod noch alles kontrollieren zu können, und bestellt aus Trotz für seine jüdische Frau erst mal ein katholisches Begräbnis. Doch mittlerweile geben sich sein Sohn mit Frau und Kindern, die Haushälterin, der Rabbi, der Familienarzt, eine kurzsichtige Tante und diverse Sarganlieferer in der Wohnung die Klinke in die Hand. Allmählich verliert der arme José in all dem Gewusel den Überblick. Und dann findet er unter dem Bett noch ein geheimnisvolles Foto, das seine Beziehung zu Nora in ganz neuem Licht erscheinen lässt…

Eine echte Entdeckung: In ihrem ebenso komischen wie feinfühligen Spielfilmdebut erzählt Mariana Chenillo traumwandlerisch leicht eine Geschichte über so gewichtige Momente im Leben wie den Tod, die Ehe, den Glauben und die Liebe. Die verstorbene Nora prägt die Beziehungen der Lebenden über ihren Tod hinaus, bis diese schließlich ein neues, überraschend verändertes Gleichgewicht finden. Die Leiche im Schlafzimmer hält nicht nur José tagelang in Atem, sondern auch alle anderen Personen, die unerwartet auftauchen und zwischen denen sich in unterschiedlichen Konstellationen immer neue Reibungspunkte ergeben. Aus diesen Spannungen entwickelt FÜNF TAGE OHNE NORA einen feinen schwarzen Humor, der bestens unterhält. Und auch dank der hervorragend besetzten Schauspieler bis in die kleinste Nebenrolle wird der Film zum Kinovergnügen.


Mexiko 2009, 92 Min.

Buch und Regie: Mariana Chenillo

Kamera: Alberto Anaya, Schnitt: Oscar Figueroa, Musik: Dario González Valderrama

Darsteller: Fernando Luján, Ari Brickman, Angelina Pelaez, Enrique Arreola

Spanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln


Filmfestival Moskau 2009: Beste Regie

Filmfestival Miami: Publikumspreis

Lateinamerika-Filmfestival Austin: Bester Film, bestes Drehbuch

Filmfestival Biaritz: Bester Film